Die Zeit (und auch andere Medien wie Heise) berichten über die aktuellen Probleme des Social Networks Facebook. Nachdem jemand festgestellt hat, dass sich dort auch rechtsextreme Menschen tummeln. Bei angeblich 200 Millionen Mitgliedern ist das natürlich zu erwarten, aber für Facebook ist das ganze ein Desaster:
Einerseits ein Imageschaden. Andererseits bedroht der Fall auch das Geschäftsmodell. Werben Firmen doch dort, weil sie gezielt Menschen erreichen wollen. Leider aber haben sie keinen Einfluss darauf, wo ihre Anzeigen genau erscheinen. Stattdessen werden Cluster gebildet: Alter, Geschlecht, Bildung, Beruf. Wer ins Raster passt, bekommt die entsprechende Werbung angezeigt. Egal ob er sich für rechte Gruppierungen oder abstrakte Malerei interessiert.
Jetzt werben einige Firmen wie die Deutsche Telekom nicht mehr auf Facebook, das eh schon Probleme hat, Geld zu verdienen.
Was hier zusammenkracht sind die unterschiedlichen Auffassungen von Meinungsfreiheit in Deutschland und den USA. Während es bei uns (mit einigen Ausnahmen) verboten ist, Nazisymbole wie das Hakenkreuz öffentlich zu verwenden, schützt in den USA das First Amendment die Meinungsfreiheit – und davon sind auch rechtsradikale Einstellungen geschützt. Das First Amendment wird auch von den Amerikanern hoch geschätzt und verteidigt.
Facebook sitzt als amerikanisches, aber global agierendes Unternehmen zwischen allen Stühlen: Löscht es die entsprechenden Inhalte, wird es in den USA kritisiert werden. Und löscht es sie nicht, gibt es negative Artikel in deutschen Medien.
In diesem Fall hat sich Facebook zum Löschen entschlossen, aber das Problem sitzt tiefer. Bei nationalsozialistischen Inhalten gibt es sicherlich einen Konsens, dass diese nicht okay sind. Was ist aber, wenn Facebook nächstens von türkischen Medien angegriffen wird, weil es dort Gruppen über den Völkermord an den Armeniern gibt? Oder wenn chinesische Medien Facebook dafür attackieren, dass dort Menschenrechtler und Falun Gong aktiv sind? Da kann man nur etwas falsch machen.
Gleichzeitig sind offen auftretende Nazis gar nicht das Problem: Wer sein Profil mit Hakenkreuzen und Hitlerbildern schmückt, disqualifiziert sich automatisch und zeigt auf den ersten Blick seine politische Einstellung. Viel schlimmer ist der braune Stammtischmob, der eben nicht durch das Profilbild zu erkennen ist und sich daher auch in den Kommentaren der Zeitungen austoben darf, die sich jetzt über Facebook mockieren.
Übrigens kann man der Zeit nur zu der unglaublich dämlichen Bebilderung des Artikels gratulieren.

wird der Holocaust ersteinmal umdefiniert:
Das ist natürlich ein cleverer rhetorischer Schachzug, hilft aber natürlich nicht weiter. Gerade die industrielle Komponente ist sehr wichtig für die Singularität des Holocausts und hier wird sie einfach ohne Erklärung, Quelle oder Begründung, nur um eine Argumentation zu gewinnen, verneint.
Sehr interessant ist auch der Umgang mit den aktuellen Fakten. Ein User schreibt dies hier: