Lesetipp: Another View on History

7. Juni 2009

Manchmal wundert man sich: Eigentlich ist die Anzahl der deutschen Geschichtsblogs recht überschaubar und eigentlich dachte ich, dass ich alle kenne. Und dann stößt man plötzlich auf ein interessantes Blog, das schon seit über einem Jahr aktiv ist – Another View on History.


Lesetipp: Gegenstände aus Raubgrabungen auf Ebay

6. Mai 2009

Archaeology.org bringt einen lesenswerten Artikel, der sich mit dem Handel von archäologischen Artefakten auf Ebay beschäftigt. Das interessante daran ist, dass Ebay es zwar extrem einfach macht, Gegenstände aus Raubgrabungen weltweit zu verkaufen, aber dass gleichzeitig die Anzahl der gefälschten Artikel explodiert. Diese gefälschten Artikel bedeuten für die Händler weniger Risiko, für die Hersteller mehr Profit und für die Kunden niedrigere Preise – und zerstören damit den Markt für die echten Artefakte. Gleichzeitig werden die Fälscher mittlerweile immer besser, so dass selbst Experten manche Fälschungen nur schwer erkennen können.
In den Kommentaren auf Slashdot finden sich noch einige andere Beispiele ähnlicher Fälschungen. Interessant wird es nur, wenn irgendwann Archäologen diese Fälschungen ausgraben und endgültig verwirrt sind.


Lesetipp: Alte Karten in Google Earth als Problem

5. Mai 2009

Google ist in Japan ins Fettnäpfchen getreten, obwohl es dort genau das getan hat, was es auch überall sonst tut: Historische Karten in Google Earth anbieten.
Dumm ist nur, dass es in der japanischen Gesellschaft anscheinend extreme Diskriminierungen gegen Leute gibt, die selbst oder deren Ahnen mit Toten zu tun haben. Und da diese früher in abgesonderten Ortschaften leben mussten und diese Ortschaften natürlich auch entsprechend auf den alten Karten markiert sind, hat Google ein ideales Werkzeug zum Nachschnüffeln geschaffen: Wenn der Geburtsort bekannt ist, kann man auch in Google Earth auf den alten Karten nachschauen. Das ist ein interessantes Beispiel, wie neue Technik eigentlich altbekannte Sachverhalte offensichtlich macht.
Der vollständige Artikel geht deutlich detaillierter auf die Hintergründe ein und ist daher eindeutig lesenswert.


NZZ: Wenn Frauen aus der Grube lächeln

27. Januar 2009

Der österreichische Journalist und Schriftsteller Martin Pollack schreibt in der NZZ über Fotos, die Wehrmachtssoldaten im Zweiten Weltkrieg gemacht haben und die jetzt bei Ebay versteigert werden.

Die Preise für solche Fotos sind erstaunlich hoch: Gerade Fotos von Juden, besonders in erniedrigenden Situationen, erzielen häufig dreistellige Summen. Die Motivation der Käufer ist in solchen Fällen schwer zu fassen. Ergötzen sie sich an der Situation? Wollen sie Originaldokumente aus der Zeit besitzen? Sind es Nazis? Klar ist hingegen, dass ein Auktionshaus wie Ebay solche Vorgänge öffentlich macht. Ähnliche Bilder und Postkarten werden nämlich auch auf Flohmärkten und Sammlerbörsen gehandelt und dort in vielen Fällen wohl unter dem Ladentisch.


Design of a Violent Century

19. Januar 2009

2009 ist das Jahr vieler Jubiläen: 20 Jahre Mauerfall, 60 Jahre Bundesrepublik und 2000 Jahre Varusschlacht sind in aller Munde und vor allem in allen Buchhandlungen. Dort quellen die Regale vor Literatur über, aber es gibt auch noch andere Jubiläen, die weniger groß zelebriert werden: Der Beginn des Zweiten Weltkrieges liegt 70 Jahre zurück und die Versailler Verträge feiern ihren 90. Geburtstag.

Hunt Tooley unterrichtet Geschichte am Austin College in Sherman, Texas und hat sich genau dieses Jubiläum zum Anlass genommen, ein Blog zu starten:

Design of a Violent Century is the beginning of a year-long project for me. It is my intention to „blog“ the conference in a sense. In part I am looking to journal the conference—tell what was happening at a given time, etc. In part I intend to write a series of mini-essays on the history of the conference, its meaning, its consequences.

Das Blog besteht erst seit einer Woche, macht allerdings bereits jetzt einen sehr guten Eindruck. Die Einträge sind lang und ausführlich, der Autor scheint Ahnung vom Thema zu haben und ich bin gespannt, wie Tooley sein Blog weiterentwickelt.


Cliopatria Awards 2008

6. Januar 2009

Das englischsprachige History News Network hat die Gewinner der Cliopatria Awards 2008 verkündet.
Bestes Gruppenblog wurde The Edge of the American West, bestes Blog Northwest History, bester Schreiber Zunguzungu und bestes neues Blog Wynken de Worde. Neben den Hauptkategorien gibt es auch noch Auszeichnungen für die besten Beiträge. Die Blogs sind natürlich alle lesenswert und wer noch Platz in seinem Feedreader hat, darf sie sich gerne anschauen.


taz: Wie DDR-Funktionäre sich im Internet darstellen

16. Dezember 2008

Die taz bringt einen interessanten Artikel über Internetseiten, auf denen ehemalige DDR-Funktionäre, Stasioffiziere oder Mitglieder der Grenztruppen ihre Sicht der Dinge darstellen und damit natürlich kräftig von der herkömmlichen Darstellung abweichen. Und natürlich sind nicht alle glücklich, dass es solche Seiten gibt. Der Artikel zeigt sehr deutlich, dass Geschichte im Internet nicht nur von „offiziellen“ Medien oder Historikern gemacht wird, sondern dass es auch eine durchaus Breite Bewegung von Leuten geben kann, die eigene Thesen vertreten und das recht lautstark.
Wirklich erstaunlich an der dort genannten MfS-Insiderseite ist allerdings das extrem gruselige Webdesign. Es ist sehr häufig so, dass Seiten, die wirre Gedanken verbreiten auch wirres Webdesign haben. Das ist nicht nur hier so, sondern lässt sich auch bei diversen 9/11-Verschwörungstheoretikern, Reichsflugscheibenwirrköpfen oder Mikrowellenterroropfern erkennen. Je wirrer die Seite, desto wirrer die Thesen.

Update: Nachdem das weblog.histnet.ch diesen Artikel verlinkt hat, schaden sicherlich einige weitere Ausführungen nicht. Natürlich reicht das Layout nicht aus, um Geschichtsklitterung zu identifizieren und wird es in Zukunft immer weniger. Das Layout dieses Blogs ist z.B. einfach ein Standardtemplate, das WordPress.com anbietet. Ich hoffe zumindestens, dass es nicht wirr wirkt. Aber genau wie ich kann jeder andere dieses Design nutzen. Diese vorgefertigten Templates gibt es in jedem CMS.
Trotzdem kann man einiges am Layout und natürlich der Sprache festmachen. Wenn der GBMEV auf seiner Webseite in einem Artikel „Gegen die Entstellung von DDR-Geschichte“ folgendes schreibt, dann spricht das Bände:

Warum verstärken die in der BRD herrschenden Kreise, ihre Geschichtsschreiber, ihre Medienmacher ihre Anstrengungen, die DDR im nachhinein zu verleumden? Wir meinen: Die zunehmenden Angriffe auf alles, was links ist, drücken eine tiefe Systemkrise der bürgerlichen Gesellschaft aus, sind Zeichen für die Hilf- und Ausweglosigkeit der politischen Klasse.

Da sollten eigentlich bei jedem die Alarmglocken klingeln – und zwar nicht nur bei Historikern, die zumindestens theoretisch eh jede Quelle einer entsprechenden Quellenkritik unterziehen sollten.
Und wie soll man nun mit solchen Seiten umgehen? Die Idee, sie bei Google sperren zu lassen, ist eindeutig fehl am Platze. Google sperrt zum einen eh keine Webseiten einfach so und falls sich auf ihnen etwas strafrechtlich relevantes findet, dann müssen die rechtstaatlichen Mittel genutzt werden. Die hinter den Seiten und Vereinen stehenden Leute geben sich ja eh keine Mühe sich zu verstecken.